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PTBS

Posttraumatische Belastungsstörung

Man hört es immer wieder und immer häufiger. Was ist das überhaupt so richtig?

 

Post = nach; traumatisch = traumatisches Erlebnis;

Eine posttraumatische Belastungsstörung, ist eine Folge von einem traumatisch erlebten Ereignis. Das Ereignis kann dabei kurz oder auch langandauernd sein. Es liegt aber außerhalb der üblichen Lebenserfahrungen, die wir kennen. Es kommt meist plötzlich und unerwartet und schlägt sozusagen ein wie ein Komet. Es handelt sich um ein, für uns schreckliches Ereignis. Es sorgt für eine totale Überbelastung unserer Psyche. Es geht über das ertragbare, weit hinaus.

Unter einer Posttraumatischer Belastungsstörung versteht man, anders definiert, die anhaltende psychische Reaktion auf ein belastendes Ereignis von aussergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß. Totaler Schock. Totales Entsetzen.

 

Zu diesen Trauma Erlebnissen zählen u.a.:

  • Ein schwerer Unfall. Autounfall als Selbstbeteiligter, aber auch wenn man diesen mit ansehen musste. Ein schwerer Unfall mit Todesfolgen,einer nahestehenden Person
  • Das Erleben schwerer körperlicher oder seelischer Gewalt, wie Schläge, körperliche und seelische Misshandlungen, Vergewaltigungen, Folter, auch wenn es anderen angetan wurde und man selbst „nur“ dabei war.
  • Das Erleben von Katastrophen, wie Flut, Tsunami, Wirbelstürme, Blitz
  • Erfahren einer schweren lebensbedrohlichen Krankheitsdiagnose
  • Krieg

Mit diesem Trauma sind nicht schwierige Situationen im Leben gemeint. Solche wie eine Scheidung, Trennung vom Lebenspartner, oder Verlust des Arbeitsplatzes etc. Das sind unter gewissen Umständen auch sehr belastende Situationen, aber nicht vergleichbar mit diesen existenziellen  bedrohlichen traumatischen Erlebnissen.

Welche Symptome zeigen sich?

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) geht mit starken, unangenehmen und gestörten körperlichen und seelischen Reaktionen einher. Die Erfahrungen können sich sehr lange und auch sehr intensiv auf den Körper auswirken. Je nach Schweregrad und Vulnerabilität des Erlebenden, kommen Symptome vor wie:

  • Albträume
  • Vermeidung von Kontakt und Erinnerung mit allem, was mit dem Ereignis zu tun hatte
  • Sich zurückziehen aus dem Sozialen Umfeld, Dissoziation, Aktivitäten vermeiden
  • Sich wie „betäubt“ fühlen
  • Aufmerksamkeit ist verändert und eingeschränkt, kaum Konzentration möglich
  • Bewusstseinsveränderungen
  • Unruhezustände und auch Überaktivitäten (Fluchtreaktionen)
  • Vegetative Anzeichen wie, panische Angstzustände, Herzrasen, Schwitzen und Erröten

(  wie Flushs), Übelkeit bis Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit usw.

  • Teilnahmslosigkeit, Erschöpfung, Freudlosigkeit
  • Übermäßige Schreckhaftigkeit
  • Schlafstörungen
  • Depressionen und Angststörungen
  • Suizidgedanken sind auch nicht selten

PTBS betreffen knapp 9 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben; auch Kinder sind betroffen.Eine PTBS dauert länger als 1 Monat an. Sie kann entweder die Fortsetzung einer akuten Belastungsreaktion sein oder unabhängig davon bis zu 6 Monate nach dem Ereignis auftreten. Sie tritt unterschiedlich stark auf. Die Vulnerabilität des Menschen spielt eine große Rolle.

Hier ein Beispiel einer Klientin, die ein sehr belastendes Ereignis erlebt hatte:

Meine Mutter, krampfte und sank in sich zusammen. Sie fiel mir in die Arme. Ich legte sie auf den Boden und bemerkte das sie nicht mehr atmete. Sie wurde immer blasser und dann auch blau.

„Panik bricht in mir aus, was soll ich tun. Ich schreie um Hilfe, öffne das Fenster und schreie weitere Male. Dann versuche ich sie wieder zu beleben, aber das kann ich nicht, weil ich es nur aus dem Fernseher kenne, ich bin erst 15.  Ich rufe die 110 an und schreie ins Telefon, dass sie den Krankenwagen schicken sollen. Sage wo ich wohne, und was passiert ist. Sie sagen sie schicken einen. Aber es dauert so lange. Ich rufe erneut an und man sagt mir ich soll die 112 anrufen, das andere wäre die Polizei. Ich war sauer. Ich rufe die 112 an und schildere in voller Panik erneut was geschehen war und flehe das sie schnell einen Notarzt schicken sollen. Ich rufe meine Freundin an, die älter ist als ich. Sie versuchte eine Reanimation bis der Krankenwagen kam. Ich winke ihm zu und zeige ihm die Einfahrt. Dann kümmert sie sich darum“.

Meine Freundin setzte mich ins Wohnzimmer. Von da aus hörte ich das sie meine Mutter aus dem Bad in die Küche gelegt hatten und wie sie an ihr arbeiteten. Anschließend nahmen sie sie in einer Trageliege mit in den Krankenwagen und ins Krankenhaus. Sie brachten nach so langer Zeit das Herz zum Schlagen, jedoch musste sie an die Herz-Lungen-Maschine. Dort lag sie etwa eine Woche, jedoch war sie Tod. Das Gehirn hatte kein Leben mehr. Die Maschinen wurden abgestellt und meine Mutter war endgültig Tod.

Nach 16 Jahren, stirbt die Großmutter meines Mannes. Ich wurde angerufen und man sagte mir ich sollte kommen, die Oma liegt Tod im Wohnzimmer.

Ich renne hin und finde sie Tod auf dem Boden liegend. Ich funktioniere.“

Der Arzt ist da und bestätigt den Tod. Sie muss auf dem Stuhl sitzend einen Herz-Kreislauf-Stillstand gehabt haben und beim Umfallen noch die Tischdecke mit den Ostersachen, mitgerissen haben. Außerdem hatte sie Blut im Gesicht. Vermutlich vom Sturz. Meine Sorge war, dass ihre Kinder sie so sehen. Also bitte ich den Arzt mir zu helfen, sie ins Bett zu legen. Dort lag sie dann, trotzdem Tod, aber anders anzusehen als am Boden liegend.

Es war Gründonnerstag.

Karfreitag war ich allein zu Hause und putzte. Abends war mir komisch. Ich hatte so ein beklemmendes Gefühl in der Brust und eine Enge im Hals. Hatte keinen guten Schlaf in der Nacht. Am anderen Tag ging es mir schlechter. Die Beklemmung in der Brust waren schlimmer geworden. Es fühlte sich an, als würde mir der Brustkorb zusammengedrückt. Als könnte ich gar nicht so richtig atmen. Alles war mir zu viel. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich bekam irgendwie Angst. Dieses Gefühl hörte nicht auf, es wurde immer schlimmer. Es kam Besuch am Sonntag. Auch da wurde es nicht besser. Ich hatte keinen Appetit, konnte kaum etwas essen und das Gefühl war immer noch so schlimm. Ich erzählte es in der Familie, aber auch das machte es nicht besser. Man konnte nicht verstehen, warum es mir so schlecht ginge. Schlechter als den Kindern von Oma? Wie kann das denn sein? Mir ging es miserabel schlecht und ich kämpfte mich so durch die Osterfeiertage. Kaum was gegessen, appetitlos, Angst, Beklemmungen, Schwindel, totales Unwohlsein, Todesangst, Hilflosigkeit, Schwäche, Desorientiertheit, Erschöpfung. Ich konnte eigentlich nur nichts machen. Alles andere war zu viel. Ich konnte mich auch überhaupt nicht auf irgendetwas konzentrieren. Es war, als wäre mein Gehirn ausgeschaltet. Mein Herz schlug wie verrückt und stolperte dauernd. Manchmal setzte es auch einfach aus. Mir war kotzschlecht. Ich fühlte mich wie eine leere Hülle, die aber diese Gefühle hatte. Ich hatte/habe kaum Erinnerungen an diese Tage. An das was ich gemacht habe Ich weiß nur kleine Ausschnitte. An schlafen war kaum zu denken und es wurde an keinem folgenden Tag besser. Dann ging ich zum Arzt.

Akute Belastungsstörung und PTBS, lautete die Diagnose. Eine Psychotherapie war dringend von Nöten.

Ein weiteres Beispiel:

Die Betroffenen der Flut im Ahrtal und Umgebung im Jahr 2021! Hier ist so viel Leid passiert, so viele schreckliche Ereignisse sind auf die Menschen dort eingeschlagen. Wenn man in das Tal hineinfährt, bemerken sehr viele dieses Traumafeld. Diese traumatische Energie dort ist heute noch zu spüren. Sie befindet sich in der Erde, in der Natur, in allem. Die Menschen haben sehr schlimme traumatische Erfahrungen gemacht. Viele davon funktionieren bis heute, ohne zu bemerken was in ihnen schlummert. Sehr viele haben eine akute Belastungs- und Anpassungsstörung, ohne es jetzt zu wissen. Auch die Helfer, die seit der ersten Stunde vor Ort waren. Da gibt es sehr sehr viele die traumatisch belastet wurden.

Weitere Beispiele:

Tsunami 2004 in Thailand. Schlimme Katastrophe mit schrecklichem Ausmaß. Tote, Zerstörung, Verluste usw.

Alle Kriege! Tod, Verlust, Zerstörung, Gewalt usw.

Fukuschima , Tsunamie mit Zerstörung von Atomkraftwerk 2011

 

Das Trauma der Helfer= Polizisten, Mitarbeiter von Rettungsdiensten, Soldaten in humanitären Einsätzen, Ärzte und Pflegepersonal auf einer Intensivstation haben ein erhöhtes Risiko für Erschöpfungszustände, die sich aus Stress und Trauma ergeben.

Usw. usw. usw.

 

Auch wenn man glaubt man bekommt es alleine hin, bleibt es im System erhalten. Es kann sich abschwächen, aber verweilen.

Häufige Aussagen: Wir „müssen“ja stark sein. Das Leben geht weiter. Ich kann das gut wegstecken. Ich bin hart im Nehmen. Ich habe keine Zeit, um Schwach zu sein. Ich geh doch nicht in die Klapse. Was soll ich denn beim Psychiater? Ich mache das mit mir allein aus. Es gibt schlimmeres. Was mich nicht umbringt macht mich nur härter.

Ja. So haben wir es gelernt. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Nur Mädchen heulen.

Das kann man wohl fast unendlich weiterführen. ABER. NEIN.

Wir müssen es nicht aushalten. Wir dürfen alle schwach sein. Wir dürfen alle zeigen das wir etwas fühlen. Wir dürfen alle weinen wenn uns etwas traurig macht oder wir einfach nicht mehr weiterkönnen.

Wenn wir all diese Symptome immer wieder unterdrücken, wird unser Körper es irgendwann nicht mehr kompensieren können und wird mit einer Krankheit und anderen Symptomen reagieren. Wohlmöglich mit einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, Krebs oder einer Autoimmunerkrankung usw. Ein HILFESCHREI unseres Körpers, nach Annahme und Regulierung.

Bitte wendet Euch an einen Arzt oder Heilpraktiker, wenn es Euch so geht wie oben beschrieben! Ihr müsst das nicht aushalten und es ist total ok wenn ihr darüber reden wollt. Ihr solltet es unbedingt tun.

Nach der Ahr-Flut in der Kreuzsstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Bild von einer betroffenen Person, die mir dieses freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.